Plattensammlung

Willkommen zu einem faszinierenden Spaziergang durch die größte Plattenbausiedlung Europas!

In nur 15 Jahren entstand auf früheren Äckern und Rieselfeldern eine ganze Stadt mit 190.000 EinwohnerInnen, dem heutigen Marzahn-Hellersdorf. Mitte der 70er Jahre war es erklärtes Ziel, schnell und preiswert Wohnraum zu schaffen. In einer standardisierten, industrialisierten Bauweise wurden mit Betonplatten genormte Grundrisse und einheitliche Fassaden geschaffen. Wir präsentieren Ihnen zwei Routen durch Marzahn und Hellersdorf, die Sie eigenständig oder im Rahmen einer Führung erkunden können.

Der Spaziergang durch Marzahn konzentriert sich auf die Epoche der Entstehung des Plattenbaugebietes in der DDR. Die Route beginnt am Alten Rathaus Marzahn und nimmt verschiedene architektonische Highlights in den Fokus, die den Stadtteil prägen. Die Route erzählt die Geschichte von der schnellen Entwicklung Marzahns ab 1977, hin zu einem urbanen und lebenswerten Wohnquartier.

Beim Spaziergang durch Hellersdorf handelt es sich um einen Rundkurs, der an der Tourist-Information startet. Im Fokus stehen stadträumliche und städtebauliche Ensembles, die das Gestaltungspotenzial des Plattenbaus unterstreichen. Mit dem Ziel, schnell und preiswert Wohnraum zu schaffen, begann 1986 der Bau der neuen Großwohnsiedlung, mit normierten Häusern, großen Wohnhöfen und allen notwendigen öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendclubgebäuden und Turnhallen. Hellersdorf zeigt eindrucksvoll, wie der Übergang von einer sozialistischen Planstadt zu einem modernen, vielfältigen Stadtteil gelungen ist.

Wohngebäude in industrieller Bauweise gehören weltweit zum Stadtbild dazu. Diese Plattenbauten sind ein etabliertes Segment europäischer Immobilienwirtschaft. In Berlin sind etwa 350.000 Wohnungen als „Plattensammlung“ zusammengekommen. Etwa 273.000 davon konnten in den östlichen Stadtteilen Berlins gezählt werden. Diese Wohnungen waren durchaus begehrt in der DDR und gewinnen gerade in jetzigen Tagen wieder an Attraktivität. In der DDR wurde der Bedarf dadurch unterstützt, dass die wirtschaftliche Lage schwierig war. Zudem verstärkte das völlige Unverständnis der Herrschenden während der damaligen Zeit für den Altbestand und die Altstädte den Bedarf an Plattenbauwohnungen. Man war in Berlin dankbar, aus der Welt der dunklen Höfe und ofenbeheizten Wohnungen mit Außentoilette zu entkommen. Der neue Wohnraum bot die Perspektive auf eine begrünte und luftige Stadtlandschaft, wie wir sie auch heute erleben.

Inzwischen ist hier eine interessante Gemengelage zwischen Platte und Neubau entstanden, zwischen Bestand und Ergänzung, zwischen ausgedehntem Grün und massiger, kompakter Bebauung. Vieles wirkt auf Grund der stadträumlichen Konfiguration unbegrenzt, oft undefiniert, unabgeschlossen. Auch die erkennbaren Höfe sind manchmal zu groß geraten. Man kann sie räumlich nicht immer eindeutig den Wohnblöcken zuordnen, um so ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Zusammengehörigkeit entstehen zu lassen. Noch immer ist Orientierung im Raum nicht ganz einfach. Trotzdem. Die Plattenbau-Vorstädte sind inzwischen Stadtteile in Berlin, die verpflichtend weiterentwickelt werden müssen. Marzahn-Hellersdorf bietet zudem als grüner Stadtteil ein erstaunliches Potenzial für Nachhaltigkeit und Stadtverdichtung. Längst ist die landschaftliche Einbettung beider Stadtteile anziehend. Nach den Teilabrissen der 2000er Jahre erkennt man inzwischen, dass hier bezahlbare Wohnidentifikation entsteht. Marzahn-Hellersdorf ist eine städtische Raummarke kompetenter und verantwortungsvoller Nachbarschaft. So gesehen ist dieser Stadtteil längst eine Bereicherung für ganz Berlin.

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